Ein ganz normaler Tag

Molo! (wie man auf IsiXhosa sagt) 


Heute schreibe ich einen Beitrag über meinen (Schul-)alltag und gehe dabei auf das Schulsystem ein.

Wenn um 6:00 Uhr der Wecker klingelt, will ich oft gar nicht aufstehen… Momentan ist es morgens noch sehr kalt und sobald ich aufstehe friere ich. Wenn wir uns dann in unseren Lagenlook eingepackt haben, frühstücken wir gemeinsam und um 7:05 Uhr verlassen wir das Haus und laufen in die Schule. Morgensport ist da angesagt, denn wir müssen einmal den Berg hinunter ins Tal, damit wir dann auf den nächsten Berg laufen können!                                     
Um 7:30 geht die Arbeit los. Doch noch nicht so ganz. Zuerst beten wir Lehrer zusammen und eine Lehrerin liest einen Vers aus der Bibel vor. Danach wird die Glocke geläutet (einen Gong gibt es hier nicht) und die Kinder stellen sich in zwei Reihen, eine Jungenreihe und eine Mädchenreihe, auf. Erst wenn kein Kind etwas sagt dürfen die Kinder leise in die Halle gehen. Dort bilden sie Reihen und wir singen.                                                                                                              Der christliche Glaube und Gott spielen an der Schule eine große Rolle. Montags wird vor dem Unterricht die südafrikanische Hymne gesungen, dann der Schulsong und ein Gelöbnis. An allen weiteren Tagen singen wir gemeinsam zwei christliche Lieder und beten. Fast alle Kinder haben großen Spaß am Singen und gehen anschließend gut gelaunt in den Unterricht.

Hier könnt ihr euch mal zwei Lieder, die wir oft singen, anhören!


Die Schule, an der ich arbeite, ist eine christliche Privatschule. Anfangs fragte ich mich, wieso ich an einer Privatschule arbeite und ob es nicht sinnvoller wäre, an einer staatlichen Schule zu arbeiten, weil meine Hilfe dort vielleicht eher gebraucht wird. Viele Kinder an meiner Schule kommen jedoch aus armen Verhältnissen und bekommen die Schule gesponsert. Außerdem merkten wir schnell, dass wir gebraucht werden und wurden ab dem ersten Tag voll eingesetzt. Einige Kinder haben Probleme beim Lesen oder in Mathe und die Lehrer haben wenig Zeit sie zu unterstützen. Also sind wir gefragt! Wir können uns die Zeit nehmen, bei einzelnen Kindern mehr Zeit zu verbringen und die anderen Kinder werden trotzdem nicht vernachlässigt.

In der Schule gibt es vier Klassen. In der ersten Klasse sind die Erstklässler, in der zweiten Klasse sind die Zweit- und Drittklässler, in der dritten Klasse sind die Viert-, Fünft-, und Sechstklässler und in der vierten Klasse sind die Seniors, also alle Kinder der siebten bis zwölften Klasse! Da es jedoch sehr wenige Kinder an der Schule gibt, sind die Klassen nicht groß.

In der ersten Woche rotierten wir vier Freiwilligen durch alle Klassen, um dann ab der zweiten Woche fest eingeteilt zu werden. Mir gefiel es am besten in der zweiten/dritten Klasse und dort durfte ich bleiben. Die Kinder dort können zum größten Teil schon lesen und sind relativ selbstständig. In meiner Klasse sind bereits zwei Lehrerinnen. Ein Supervisor, sie trifft die meisten Entscheidungen und eine Mentorin, sie erledigt alle anderen Aufgaben, die am Tag anstehen.

Selbstständigkeit ist an der Schule übrigens ein großes Thema! Die Kinder bekommen keinen frontalen Unterricht, jedes Kind hat sein eigenes kleines „Büro“ mit Blick zur Wand, welches mit Wänden von den anderen Kindern abgetrennt ist. Für jedes Fach haben die Kinder Arbeitshefte und erarbeiten sich diese selbst. Nach ein paar Seiten müssen die Kinder ihre Hefte mit einem Lehrer kontrollieren und gegebenenfalls berichtigen. Diese Kontrolle machen die Lehrer mit ihnen und vergleichen die Seiten mit dem Lösungsheft. Um aufstehen zu dürfen, müssen die Kinder eine Flagge an ihrem Platz aufstellen, welche als Meldung dient. Wenn sie Hilfe brauchen, stellen sie die christliche Flagge auf, wenn sie kontrollieren wollen, die südafrikanische Flagge.

Meine Hauptaufgaben sind das Kontrollieren von den Arbeitsheften und das Lesen mit den Kindern. In meiner Klasse gibt es einige Kinder, die schlechter lesen als andere. Die meiste Zeit verbringe ich bei den Kindern, die mehr Hilfe brauchen als die anderen. Schon jetzt erkenne ich einzelne Verbesserungen. Dies freut mich immer sehr und ich merke, dass meine Unterstützung etwas bringt!

Zweimal in der Woche haben alle Klassen Sport. Es gibt einen Sportlehrer an der Schule, der immer mal den Sportunterricht leitet, trotzdem sind wir anderen Lehrer immer dabei. In meiner Klasse joggen die Kinder ein paar Runden um den Parkplatz und dehnen sich dann gemeinsam auf der Wiese. Oft spielen wir Laufspiele oder bauen einen kleinen Parcours auf. Ich finde den Sportunterricht sehr wichtig, da diese Stunden die einzigen Stunden sind, an denen die Kinder lockerer sind und sich auspowern können. Die Schule an sich ist für unsere Verhältnisse sehr streng. Reden außerhalb der Pausen ist verboten und auch allgemein spielt Benehmen eine große Rolle.

Mein Arbeitstag endet gegen 15:00 Uhr. Die Kinder gehen schon früher, danach erledigen wir den Papierkram. Manchmal arbeite ich etwas länger aber das kommt nicht so oft vor. Oft müssen die Freiwilligen der beiden höheren Klassen länger arbeiten als wir Freiwilligen der ersten und zweiten Klasse. Manchmal warten wir aufeinander oder wir teilen uns zu zweit auf.

Nach der Arbeit gehen wir dann im Spar einkaufen, damit wir abends etwas kochen können. Eigentlich sind wir jeden Tag im Spar, im PEP (unser Lieblingsladen, denn dort gibt es Alles was man braucht!!) oder in der Lunchbox (da gibt es WLAN und echt leckere Pies oder Samoosas). So sind wir noch ein bisschen unterwegs und haben etwas zu tun. Wirklich mehr kann man hier in unserem kleinen Städtchen leider nicht machen.

Dann geht es nach Hause und wir gehen schnell ins Bett und wärmen uns auf. Auch wenn wir momentan Frühling haben, ist es hier nachts immernoch sehr kalt. Sobald jedoch die Sonne scheint, wird es wärmer (um die 20°C). Geht die Sonne dann wieder unter, wird es wieder sehr kalt. Oft unterscheiden sich die Tag- und Nachttemperaturen um ca. 12°C. In der Schule ist es aber dauerhaft kalt.

Abends kochen wir gemeinsam und spielen oder schauen einen Film. Manchmal ist es aber auch so kalt, dass wir uns alle schnell wieder in unser Bett verkriechen.
Mittlerweile ist es zur Gewohnheit geworden, dass wir uns gegen 21:00 Uhr nochmal in der Küche treffen, um Porridge mit Haferflocken zu essen! Unser sogenanntes Late-Night-Porridge!
Gegen 21:30 ist unser Tag dann auch schon wieder vorbei und wir gehen alle schlafen.

Jetzt habt ihr auch mal einen kleinen Einblick in die Schule und meinen Alltag bekommen! 😊
Über Kommentare würde ich mich freuen!
Bis bald, Sarah!🙋




Kommentare

  1. Hallo Sarah,
    ich habe mich ebenfalls bei Volunta beworben und eine Stellenangebot an deiner Schule erhalten. Jetzt habe ich natürlich einige Fragen und es wäre cool, wenn du sie mir beantworten könntest :)
    Also: Wie zufrieden bist du mit deinem Projekt bzw würdest du dich für ein anderes entscheiden, wenn du nochmal die Wahl hättest? Was stört dich am meisten oder was waren die größten Schwierigkeiten für dich? Hast du schon die Städte Port Elizabeth oder Grahamstown besucht bzw. kannst du diese mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen? Und zuletzt: bist du mit deiner Unterkunft und dem WG- Leben zufrieden?

    LG Jasmin

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    1. Schreibe mir am besten nochmal eine Email an sarah.bosenius@gmail.com, dann kann ich dir alles in Ruhe erzählen! :)

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